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Eifelgemeinde mit Herz
Kreisliga-Fußballer feiern in Bitburg das Spiel ihres Lebens gegen Bundesligist Borussia Mönchengladbach vor 3000 Zuschauern
Als Amateurfußballer einmal gegen die Lieblingsmannschaft aus der Bundesliga spielen - dieser Traum ist für die SG Kylltal am Montag wahr geworden. Vor großem Publikum ging es gegen Borussia Mönchengladbach.
Bitburg. Ein einmaliges Erlebnis, ein wahr gewordener Kindheitstraum: Die Fußballspielgemeinschaft Kylltal, bestehend aus den Sportvereinen aus Birresborn, Gerolstein, Mürlenbach und Densborn, hat am Montag gegen den Bundesligisten VfL Borussia Mönchengladbach spielen dürfen. Eine Kreisliga-B-Truppe voller Gladbach-Fans trifft im Duell auf ihre Idole - und das vor rund 3000 Zuschauern im Stadion in Bitburg.
Die SG Kylltal hatte, wie berichtet, dieses Freundschaftsspiel im Rahmen der FohlenTour der Borussia bei deren Sponsor, der Bitburger Brauerei, gewonnen. Schon vor dem Spiel lobte Max Eberl, Sportdirektor des Proficlubs aus Mönchengladbach, die Kreisligafußballer für ihre Kreativität: "Das hier ist wirklich erstklassig", sagte Eberl zum Foto, mit dem sich die SG beworben hatte (TV vom Dienstag). Das Fußballerlebnis hatte am Nachmittag begonnen, als die komplette SG Kylltal in der Bitburger Markenerlebniswelt eingeladen war und dort auf den Gegner vom Abend traf. Bereits da flatterte das Herz der Eifeler, "Unser Puls liegt knapp unter 200", scherzte Kapitän Patrick Burggraf.
Nach und nach rückte die Sechs auf der Uhr näher - um 18 Uhr war dann Anpfiff im Stadion Bitburg Ost, eigentlich Heimat des A-Ligisten FC Bitburg, der die Großveranstaltung organisatorisch betreute.
Unter Beifall und Anfeuerungsrufen der vielen Borussia-Fans (aber auch einiger exklusiver Kylltal-Anhänger) rollte dann das Leder. Es dauerte nicht lange, da hatten die acht Klassen höher spielenden Profis das erste Tor geschossen: Patrick Herrmann war zuerst mit einem Passspiel in die Mitte gescheitert, schoss aber in der 4. Minute selbst das 1:0 unter Jubel der Fohlen-Fans. Dass der Bundesligist haushoch gewinnen würde, war klar, das Ergebnis war aber uninteressant. Wichtig im Spiel war nur das Tor der SG Kylltal: In der 19. Minute hatte Sebastian Becker nach Vorarbeit von Andreas Hacken Gladbachs Torhüter Christof Heimeroth überwunden - 4:1.
Die Borussen waren zwar ohne Stammkeeper Marc-André ter Stegen, Alvaro Dominguez Soro, Juan Arango, Havard Nordtveit und Granit Xhaka unterwegs (u.a. WM- und Länderspielfreistellung), aber spielten trotzdem mit ansehnlichem Aufgebot. Selbstredend gab die Borussia keine hundert Prozent, aber es ging laut Max Eberl und Kapitän Filip Daems ja um die Fannähe, nicht ums möglichst hohe Gewinnen. 15:1 stand es am Ende übrigens für Gladbach.
"Das hier ist ein Riesenerlebnis", sagte ein euphorischer Timo Hontheim, Spieler der SG Kyllburg, nach dem Spiel. "Fußball ist für uns alle ein Hobby, und wir sind ganz oft mit vielen Leuten im Stadion. Natürlich hat man gesehen, was für ein Riesenunterschied das hier ist", so Hontheim weiter, der in der zweiten Hälfte auf dem Platz gegen die eigenen Idole ran durfte. "Ich denke, wir haben aber alles versucht, dagegenzuhalten, und haben das Ganze noch etwas im Rahmen gehalten. Und wir haben ein Ehrentor geschossen - da können wir doch ganz zufrieden sein." Diese einmalige Gelegenheit, gegen die Lieblingsmannschaft anzutreten, müsse man "genießen an diesem einen Tag. Und das werden wir jetzt nach dem Spiel und auf der Heimfahrt auch alle machen", sagte Hontheim. Und so war am Tag danach auch ein B-Liga-Cheftrainer und sportlicher Leiter noch etwas angeschlagen. Hans Drückes: "Die Jungs haben nach dem Spiel gut gefeiert. Es ging abends auch noch ins Vereinslokal und wurde etwas später. Die Nachwirkungen sind noch da", sagte Drückes lachend. "Die Resonanz war überwältigend. Das war einfach eine richtig gelungene Sache und insgesamt auch sehr gut organisiert." Drückes hofft jetzt, dass dieses Erlebnis in der SG noch über die Sommerpause nachwirkt und den engen Zusammenhalt in den Mannschaften noch weiter bekräftigt.
Extra
Wenn′s am schönsten ist: Andreas Hacken, kurz "Hacky", hat seine Aktiven-Karriere nach 30 Jahren als Fußballer mit dem Spiel gegen einen Bundesligisten beendet. Der SG-Kylltal-Spieler wohnt seit Längerem in Köln und ist stets zum Kicken in die Eifel gependelt. Mit der Vier vorne im Alter ist nun aber Schluss. "Hacky" wurde nach dem Spiel gegen Mönchengladbach von seiner Mannschaft mit Ehren und großem Dank verabschiedet. Noch einer geht: Simon Thijs verlässt die SG Kylltal aus beruflichen Gründen in Richtung Marburg und hat ebenfalls mit dem Spiel gegen die Borussia einen würdigen Abschied geschenkt bekommen. Unter der Bande durch: Ein kleiner, großer Gladbach-Fan hat es am Montag genau richtig gemacht: Als ein Ball hinter der Bande landet, schnappt sich der Knirps den Ball. Anstatt ihn einfach zurückzuwerfen, krabbelt er unter der Absperrung durch und reicht Gladbachs Kapitän Filip Daems den Ball in die Hand zum Einwurf. Eingeladen:Borussia Mönchengladbach hat die komplette SG Kylltal zu einem Bundesliga- oder Europa-League-Spiel in der kommenden Saison eingeladen. Und Sponsor Bitburger stellt den Bus zur Fahrt. sve
Datum | 14.05.2014 |
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Quelle | Quelle: Trierischer Volksfreund |
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