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Eifelgemeinde mit Herz
Flurbereinigung abgeschlossen Große Bepflanzungsaktion Bürger sparen durch Eigenleistungen Geld
BIRRESBORN. Der gestrige Donnerstag geht in die Birresborner Geschichte ein. Der offizielle und endgültige Flurbereinigungsplan wurde vorgelegt.
Erstmals nach dem Urkataster von 1864 wurden die Ländereien im und um das Dorf neu geordnet. Das Projekt, das schon seit 14 Jahren läuft, wird nicht die genehmigten 1,6 Millionen Euro kosten und deshalb bekommen die Grundstücksbesitzer einen Teil ihrer bezahlten Eigenanteile zurück.
"So, jetzt haben wir Birresborn für die Zukunft fit gemacht", freut sich Projektleiter Edgar Henkes vom Prümer Kulturamt. Das war ein hartes Stück Arbeit. "Aus ehemals 5000 Flurstücken außerhalb des Ortes wurden 800 und im Dorf reduzierte sich die Zahl von 1000 auf 700", rechnet Vermessungsingenieur Karl-Josef Ahle vor. Sachgebietsleiter Willi Weinandy nennt die Birresborner Flurbereinigung ein "Mammutwerk", eines der größten im Bereich des Kulturamts Prüm.
Landwirte und Pächter sollen profitieren
Die Beteiligten, allen voran Bürgermeister Josef Bach und Kommissionsvorsitzender Baptist Hockelmann, sind glücklich über die sehr gute Mitarbeit der Bevölkerung und die "nur sehr wenigen Widerspruchsverfahren". Bach: "Im Vorfeld habe ich viel Prügel bezogen, weil alle dachten, die Sache würde nur den Landwirten dienen. Jetzt sehen die Leute, dass alle was davon haben."
Henkes erklärt, dass eine der drei Säulen des Flurbereinigungsverfahrens die Verbesserung der Agrarstruktur sei, aber in Birresborn auch die Verbesserung der Infrastruktur und die Landschaftspflege nicht zu kurz gekommen seien. Klar sei, dass von der Zusammenlegung vieler Kleinstparzellen die Landwirte profitierten, aber auch die Verpächter.
Hockelmann ist einer von ihnen. "Vorher hatte ich über 100 Einzelstücke, jetzt nur noch sechs. Das lässt sich doch viel besser verpachten", urteilt Hockelmann. Bei einem der drei großen landwirtschaftlichen Betriebe ist das Verhältnis ähnlich. Von ehemals über 200 Parzellen blieb noch ein Dutzend in größeren, zusammenhängenden Arealen übrig.
Bei den aufwändigen Vermessungsarbeiten haben die Birresborner "sogar Geld gut gemacht", wie Henkes erklärt. Hintergrund: Die Grundstücksbesitzer sprangen als Messgehilfen ein und reduzierten so pro Stunde ihren Eigenanteil um etwa neun Euro. Ein offizieller Messgehilfe hätte mit dem dreifachen Preis zu Buche geschlagen. Im Endeffekt haben die Birresborner auf diese Weise nicht nur die Eigenanteile von 250 Euro pro Hektar, sondern auch die Gesamtkosten gesenkt.
"Nach der endgültigen Abrechnung aller Kosten werden die genehmigten 1,6 Millionen Euro nicht ausgeschöpft werden. Deshalb werden die zu viel gezahlten Eigenanteilleistungen zurückerstattet werden", vermutet Henkes. Die Birresborner Bürger haben in Jahresraten von 1995 bis 2000 schon ihren Obolus zur Finanzierung bezahlt. Das Land beteiligte sich mit 84 Prozent an den Verfahrenskosten.
Der zweite Bereich im Verfahren, der Naturschutz und die Landschaftspflege, wird von Olaf Linke vom Kulturamt Prüm betreut. Er hat 3000 Gehölze kostenlos in Birresborn verteilt. Die Grundstücksbesitzer pflanzten die 490 Obst- und 60 Laubbäume sowie 2300 Hecken- und 150 Kletterpflanzen. Projektleiter Henkes schwärmt über die Aktion "Mehr Grün": "Das ist das Sahnehäubchen dieser Flurbereinigung. Der Clou dabei ist, dass die Gehölze kostenlos ausgegeben wurden, weil sie im Gesamtverfahren finanziert wurden." Damit in Zukunft die Pflanzen gepflegt werden können, bietet Landespfleger Linke im Frühjahr für die Birresborner einen kostenlosen Obstbaumschnittkurs an. Als Beitrag zum Tierartenschutz wurden laut Linke außerdem 84 Vogelnist- und Fledermauskästen verteilt.
Bürgermeister Bach kümmert sich derweil um die Bürger, die "dieses Jahr die Aktion verschlafen haben" und fordert eine erneute Aktion im kommenden Frühjahr. Linke und Henkes stimmten bereits zu.
Projektleiter Henkes verweist auch auf das "Öko-Konto". Damit können die Gemeinden Ausgleichsflächen aus abgeschlossenen Aktionen für künftige "deponieren". Henkes: "Hier in Birresborn beschreiten wir Neuland. Erstmals wird in unserer Region das Öko-Konto real umgesetzt. Bisher hat das vom Umweltministerium geforderte Öko-Konto nur imaginär existiert." Für das Konto wurden entlang der Kyll 9,5 Kilometer Uferschutzflächen von jeweils zehn Metern Breite sowie 15 Hektar Feuchtgebiete angekauft.
Projektleiter rechnet nicht mit Einwänden
Während der Flurbereinigung verhalfen die Männer vom Kulturamt den Birresbornern zur Ausweisung zweier Neubaugebiete sowie 5,8 Hektar Wege- und Ausgleichsflächen, die für den Radweg gebraucht wurden. Auch beim Neubau der Vererdungs-Kläranlage mischten die Landvermesser mit. Samt Ausgleichsflächen ist der Bereich um die Anlage jetzt drei Mal so groß geworden.
Kommen innerhalb der nächsten zwei Wochen keine Widersprüche, wird der gestern vorgelegte Flurbereinigungsplan rechtskräftig. Henkes und Bach erwarten keine Einwände: "Die Besitzverhältnisse der neugeordneten Flächen wurden schon vor einem Jahr geregelt, damit die Eigentümer ihre Ländereien bearbeiten oder verpachten konnten."
Nachdem der Plan rechtskräftig geworden ist, wird es weitere drei Jahre dauern, bis die Grundbuchberichtigungen in allen öffentlichen Büchern vorgenommen sind. Vermessungsingenieur Ahle schätzt, dass mit der endgültigen Abrechnung und somit auch der Rückerstattung von Kosten erst in drei Jahren zu rechnen ist.
Datum | 20.12.2002 |
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Quelle | Quelle: Trierischer Volksfreund |
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