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Birresborn

Eifelgemeinde mit Herz

Pfarrgemeinde

Der 200. Kummhullmech

140 Jahre Birresborner Klausen-Wallfahrt


Alljährlich am zweiten Wochenende im September macht sich eine bunt gemischte Gruppe von Birresbornern auf den langen Weg nach Klausen, einer kleinen Wallfahrt-Gemeinde in der Nähe von Wittlich. Mit dem Zug geht es bis nach Phillipsheim, von dort dann zu Fuß weiter bis das ersehnte Ziel erreicht ist. Am nächsten Tag wird die komplette Strecke nochmals zurückgelegt, wenn auch natürlich in die entgegengesetzte Richtung.

Die Gründe für eine Teilnahme an dieser Wallfahrt sind so zahlreich und unterschiedlich wie die Teilnehmer selbst, doch dürfte jeder, der wenigstens einmal dabei war bestätigen, dass fernab aller Rosenkränze der simple Spaß an der Sache einen nicht unwesentlichen Anteil am Gelingen des Unternehmens hat.

In Klausenpilger-Kreisen gilt seit jeher ein besonderer Dank dem „heiligen Kummhullmech“. Wer sieben Mal an der Wallfahrt teilgenommen hat, so erklärt man traditionell dem Neuling, widmet seinen siebten Gang nach Klausen diesem fiktiven Heiligen, der als Ausgleich dafür sorgt, dass der betreffende Pilger im Anschluss den Partner fürs Leben findet. „Komm, hol mich“, so die hochdeutsche Übersetzung, hat geholfen.

140 Jahre zieht es die Birresborner nun schon in die kleine Gemeinde Klausen. 200 Kummhullmechs sind es mittlerweile also geworden. Damit dürften die Pilger noch in den nächsten Jahren ausgesorgt haben. Der Verfasser dieser Zeilen erwartet noch für die nächsten Jahrzehnte eine hohe Geburten- und Eheschließungsrate in seinem Heimatdorf. Warum? Eine simple Rechnung sollte dies aufzeigen:

Als sich der Tross von Pilgern am vergangenen Samstag abermals auf den Weg machte, bestand er aus 35 Männern, Frauen und Kindern. Ungefähr dieselbe Anzahl wurde auch am Sonntag erreicht, wobei die meisten Teilnehmer dieses Tages auch schon am Vortag dabei gewesen waren. Sagen wir also – optimistisch gesehen –, dass etwa 50 verschiedene Personen den Segen des 200. Kummhullmechs genossen haben. Diese Zahl ist für eine Klausen-Wallfahrt guter Durchschnitt. Zieht man von dieser Menge nun noch die Pilger ab, die sich bereits in glücklichen Partnerschaften befinden, bleibt für Kummhullmech nicht mehr allzuviel zu tun. Fazit: Birresborn hat noch auf Jahre hinaus bei diesem Heiligen einen gut.

Mit dieser tröstlichen Gewissheit im Rücken lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die weiteren Erfolge dieser Jubiläumswallfahrt zu werfen, die bei bestem Pilgerwetter begangen werden konnte. Unter der Leitung der „Brodermeester“ Hans Brakonier und Gordon Schnieder legten die Pilger ihren Weg guten Mutes zurück. Ihre samstägliche Ankunft in Klausen wurde durch einen Besuch des Birresborner Musikvereins verschönert, der extra angereist war, um mit den Jubilaren in die Wallfahrtskirche einzuziehen. Am Sonntagmorgen fand die Pilgermesse statt, die wiederum der Männergesangsverein mit elegischen Stücken begleitete. Der Birresborner Pastor Gerhard Schwan war nach Klausen gekommen, um für „seine“ Pilger die Jubiläumsmesse zu halten und ließ es sich auch nicht nehmen, den Rückweg nach Birresborn selbst als Fußpilger zu bestreiten.

Eine traurige Note fand sich in den Mittagspausen, die seit elf Jahren im Gasthaus Mary in Bruch abgehalten werden. Dessen Besitzerin Mary Remmy – von Insidern auch „Mutter der Getränke“ genannt – gab zu verstehen, dass sie ihr Lokal im kommenden März an eine Nachfolgerin abgeben werde. Die Birresborner genossen also noch ein letztes Mal Marys gute Erbsensuppe und machten gleich einen ganzen Stapel von Abschiedsfotos mit der beliebten Wirtin.

Interessierten an der nächsten Klausenwallfahrt sei gesagt, dass die Chancen für einen glücklichen Neueinstieg in diese Materie noch nie so gut standen: Zum einen gilt es nämlich, eine neue Wirtin und ihre Kochkünste zu begrüßen, zum anderen stehen noch ungefähr 150 Partner/innen fürs Leben aus, die Kummhullmech an den Mann oder die Frau zu bringen hat. Und dafür nimmt man das bischen Muskelkater doch gerne in Kauf...

Kontext
Datum 01.10.2003
Quelle Christian Humberg
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