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Rüstiger Rentner auf robustem Rad

Heinrich Weinand aus Birresborn ist mit seinem Moped 100 000 Kilometer gefahren

BIRRESBORN. Nun, da beide gemeinsam 100 000 Kilometer hinter sich gebracht haben, geht Heinrich Weinand ein Gedanke nicht mehr aus dem Sinn. "Jetzt ist es die Frage, wer zuerst den Geist aufgibt – das Moped oder ich?", fragt sich der 72-Jährige.

Mit seiner Kreidler Florett hat der Birresborner Heinrich Weinand schier Unglaubliches geschafft: Er ist sage und schreibe 100 000 Kilometer mit dem 50-Kubik-Mokick gefahren.

Kurz vor Nohn ist es passiert

Er sei mit seinem Enkel Sebastian auf einem Ausflug zum Nohner Wasserfall unterwegs gewesen. Und auf der Landstraße zwischen Kerpen und Nohn habe der Kilometerzähler dann nur noch Nullen angezeigt.

Es war endlich soweit. In der Gepäcktasche lag schon seit Tagen die silberne Klebefolie, doch erst jetzt war der Zeitpunkt für ihren Verwendung gekommen. Heinrich Weinand erzählt mit glänzenden Augen: "Ich habe sofort angehalten, das Moped am Straßenrand abgestellt, die silberne 100 000-Kilometer-Klebefolie aus der Tasche geholt und auf die Scheibe der Kreidler geklebt." Seither fährt der rüstige Rentner noch ein wenig stolzer mit seinem robusten Rad durch die Gegend.

Weinand kann sich gar nicht vorstellen, dass das Mokick mit dem Kennzeichen 763 ROP jemals kaputt geht. Er habe seit 1953 insgesamt drei Mopeds dieses Herstellers gefahren und die seien "einfach nicht kleinzukriegen", so der Rentner.

Angefangen habe er mit einem blau-lackierten Zweigang-Moped, dann sei er auf ein "Dreigang mit Handschaltung" umgestiegen, bevor er sich 1975 sein jetziges rotes 50-Kubik-Mokick gekauft habe, so der Kreidler-Fan.

Alle Wartungs- und Pflegearbeiten erledigt Weinand selbst. "Wenn was zu tun ist, fahr ich eben nach Prüm die Bremsbacken oder Ritzel holen, aber der Motor war noch nie auf", berichtet der Hobby-Mechaniker stolz.

Da er keinen Auto-Führerschein besitzt, erledigt Weinand alle Besorgungen mit dem Mokick. Er scheut auch weitere Fahrten nicht, so war er mit dem Moped bereits in Luxemburg.

In vielen Orten ist Weinand mit seiner 100 000er-Kreidler längst kein Unbekannter mehr. Oft werde er angesprochen. Besonders die Fahrer moderner Hochgeschwindigkeits-Motorräder zeigten sich neugierig, so Weinand. Und dass, obwohl seine Kreidler höchstens 60 Stundenkilometer schafft.

Geht man von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern aus, hat Weinand 2500 Stunden oder 104 Tage rund um die Uhr auf dem Ledersitz seiner Kreidler gesessen.

Ehefrau Johanna steigt nicht mit auf

Seine Ehefrau Johanna begleitet ihn nicht auf dem Mokick. Sie fährt lieber mit der Bahn. Aber die acht Weinand-Enkel lassen keine Gelegenheit aus, sich hinter den Opa aufs Mokick zu schwingen. Doch dabei bleibt es dann auch. Heinrich Weinand hütet seine Kreidler Florett wie einen Schatz: "Ich lass´ keinen anderen damit fahren!"

Eine Sache stimmt den Rekordfahrer allerdings sehr traurig. Sollte seine heiß geliebte Kreidler doch einmal unwiderruflich kaputt gehen, wüsste er keinen adäquaten Ersatz. Weinand erklärt: "Die Firma hat die Herstellung von Mopeds eingestellt."

Kontext
Datum 28.09.2000
Quelle Quelle: Trierischer Volksfreund
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