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Birresborner hat das Kommando im Kosovo

Brigadegeneral Alois Bach ist seit Dezember im KFOR-Friedenseinsatz - Der TV hat mit ihm gesprochen

BIRRESBORN. (GABI VOGELSBERG) Chef der KFOR-Truppe Süd im Kosovo ist ein Eifeler. Alois Bach wurde vor 51 Jahren in Birresborn geboren. Seine militärische Laufbahn führte ihn durch die ganze Nation. Seit Dezember ist er im militärischen Auslandseinsatz. Im Kosovo trägt er als Brigadegeneral die Verantwortung für 5000 deutsche und 2500 internationale Soldaten.

Trotz seiner vielfältigen Aufgaben und einem 18-Stunden-Tag gibt Bach sich völlig unkompliziert, als der TV anruft. "Schön, was aus der Heimat zu hören", freut sich Alois Bach, obwohl er fast täglich mit seiner Ehefrau Martha telefoniert. Seine Familie wohnt in der Nähe von Bonn. Bruder Josef Bach lebt in Birresborn und ist dort seit 20 Jahren Bürgermeister.

Der Ortschef ist stolz auf das "Familiennesthäkchen": "Alois war schon als Kind immer gelassen, hat die Gefahren gesehen, sich aber nicht davon abschrecken lassen." Brigadegeneral Bach verrät lachend: "Klar war ich schon bei den Indianerspielen lieber der Häuptling." Sofort wird er aber wieder ernst und meint: "Mit Mut hat mein Einsatz hier im Kosovo nichts zu tun." Seine gute Ausbildung und ein zuverlässiger Führungsstab würden ihm die Sicherheit geben, die enorme Verantwortung tragen zu können. Ehefrau Martha schlägt in die gleiche Kerbe: "Ich habe keine Angst. Es ist was anderes, ein Mitfühlen, ein Teilhaben an seiner Aufgabe, denn ich weiß, dass er sich Ziele gesetzt hat."

Aus ihr spricht die erfahrene Frau, die ihren Mann nach 28 Jahren Ehe sehr gut kennt. Sie hat seine militärische Karriere miterlebt: Ausbildung verbunden mit vielen Wohnortwechseln, fünf Jahre als stellvertretender Pressesprecher des damaligen Verteidigungsministers Volker Rühe und seit 1998 Chef der Panzergrenadierbrigade in Weißenfels/Sachsen-Anhalt. Dorthin wird Bach auch nach seinem sechsmonatigen Kosovo-Einsatz zurückkehren.

Doch bis dahin hat er sich noch viel vorgenommen. Sein Auftrag, für Frieden auf dem Balkan zu sorgen, könne er nur in vielen kleinen Schritten erreichen. Gespräche mit politischen oder religiösen Führern, Besuche der Flüchtlingslager, Einrichtung von "Bürgerbüros", täglich mehrmals Lagebesprechungen, internationale Konferenzen – die Liste scheint schier unendlich. Bach meint: "Das ist hier oft wie bei der Echternacher Springprozession, zwei Schritte vor – einer zurück. Nur mit dem Unterschied, dass wir das Ziel nicht genau kennen. Das werden wir erst dann wissen, wenn der politische Endstatus bestimmt ist." Bis dahin hält er weiterhin Augen und Ohren offen. Der Brigadegeneral geht auch selbst mit auf Nachtstreife. "Momentan führe ich in der Stadt Prizren Tests durch, ob die Ausgehsperre von 24 bis 6 Uhr schrittweise gelockert werden kann", erklärt der Chef der Friedenstruppe.

Viele Gefahren und Handicaps gilt es nicht nur täglich, sondern minütlich zu meistern. "Ein großes Gefährdungspotenzial ist die Fahrweise der Einheimischen.

Immer wieder kommt es zu Unfällen, aber auch die extremen Winterbedingungen machen uns das Leben schwer", sagt Bach. Die Bergpatrouillen haben mit Minusgraden von bis zu 50 Grad Celsius zu kämpfen. Außerdem sei ein tragischer Todesfall durch eine Waffe innerhalb der Brigade eingetreten. "Das hat die Soldaten einige Tage beschäftigt, gilt aber gleichzeitig als Mahnung, noch sorgfältiger alle Gefahren zu bewerten", weiß der Brigadegeneral.

Seine Leute dürften das Lager nur zum Dienst verlassen, blieben aber trotzdem motiviert und würden sogar Eigeninitiativen zur humanitärer Hilfe entwickeln. "Einige haben Süßigkeiten aus ihren Weihnachtspaketen gesammelt und an Kinder in Lagern verteilt", verrät der KFOR-Chef stolz.

Noch bis Juli im Kosovo

Seine eigenen Kinder müssen derweil noch zwei Monate warten bis sie ihren Vater, lediglich für 14 Tage, wiedersehen werden. Dann ist Heimaturlaub angesagt.

Ehefrau Martha wagt nicht konkret zu planen: "Wer weiß, ob er dann überhaupt raus kann. Aber wenn ja, fahren wir eine Woche zum Skilaufen." Auch Pläne für die Zeit nach dem Einsatz, ab Juli, macht sie nicht. "Die Aufarbeitung eines solchen Einsatzes dauert mindestens sechs Monate", glaubt sie. Bach erklärt derweil: "In der Bundeswehr gilt ein Rotationssystem, danach sollen die Soldaten nur alle zwei Jahre zu einem Auslandseinsatz." Seine Präsenz im Kosovo währt noch bis Mitte des Jahres, aber er freut sich auf den Kurzurlaub im März: "Damit ich noch mal tief durchatmen kann. Hier herrscht momentan Smog. Draußen riecht es überall verbrannt."

SMS, E-Mails und Päckchen seiner erwachsenen Kinder, die beide studieren, geben Brigadegeneral Alois Bach immer wieder Motivationsschübe. Auch Bruder Josef aus Birresborn hält ständig telefonischen Kontakt. Von seiner Schwägerin bekommt er die "KFOR-MAZ & More"-Feldzeitung. Interessiert liest er sie und streicht alle Artikel an, die seinen Bruder betreffen. Trotz allem hofft er, "das alles gut geht".

Bereits seit zweieinhalb Jahren ist die Bundeswehr auf dem Balkan im KFOR-Friedenseinsatz.

Kontext
Datum 20.01.2002
Quelle Quelle: Trierischer Volksfreund
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